Ein Leben für eine globale Zukunft: Klaus Schwab war das Sprachrohr der globalen Eliten, die den Bauplan einer globalen Ordnung entwickelten und umsetzen.

Architekten einer neuen Weltordnung - und ihr Scheitern

Wer waren die geistigen Baumeister, die die Welt wie ein kontrollierbares System zu behandeln begannen?

Bevor das beschauliche Schweizer Städtchen Davos zum Synonym für Globalismus wurde, existierte bereits ein Geflecht von Akteuren, das im Stillen an einer neuen Weltordnung arbeitete. Diese Ordnung entstand nicht zufällig und auch nicht als Nebenprodukt wirtschaftlicher Modernisierung. Sie wurde entworfen wie ein Großprojekt: mit Geld, Strategie, langfristiger geopolitischer Planung und einer erstaunlichen Kontinuität über Generationen hinweg. Im Zentrum standen keine gewählten Vertreter, sondern Netzwerke, die nie eine demokratische Legitimation benötigten, weil sie ihre Macht aus anderen Quellen bezogen: Vermögen, Informationen, Kontrolle über Bildungs- und Medieninstitutionen, Einfluss auf internationale Organisationen und die Fähigkeit, politische Narrative zu definieren. Diese Architekten verstanden früh, dass Macht im 20. Jahrhundert nicht mehr durch Territorien gewonnen wird, sondern durch Strukturen. Wer die Strukturen kontrolliert – Finanzströme, Wissensproduktion, globale Institutionen – kontrolliert die Welt, ohne jemals eine Flagge zu hissen.

Davos war später ihre Bühne. Aber die Architektur des Globalismus stammt aus einer Zeit, in der die Welt sich neuformierte: aus den Scharniermomenten zwischen Weltkriegen, Kaltem Krieg und amerikanischer Hegemonie. Vorausgegangen waren dieser Entwicklung die Entstehung von drei Institutionen, die in weiteren Artikeln auf diesem Blog separat betrachtet werden sollen. Die römisch-katholische Kirche mit dem Vatikan, die internationale Freimaurerei und die Illuminaten.

Die Rolle der Rockefeller-Ära

Die Rockefeller-Dynastie war nicht der Ursprung dieser Ideen, aber ihr größter Multiplikator. In offiziellen Dokumentationen des Rockefeller Archive Center wird detailliert festgehalten, dass die Stiftung ein Jahrhundert lang in globalen Gesundheits-, Bevölkerungspolitik- und Governance-Projekten engagiert war. Wichtig dabei ist: Die Rockefeller-Stiftungen betrieben keine Politik – sie betrieben Vorpolitik. Sie finanzierten Institute, Forschungszentren, Universitäten, internationale Kommissionen. Sie schufen die Wissensökonomie, aus der später die Eliteorganisationen der Nachkriegszeit hervorgingen. Damit wurde ein Grundstein gelegt: Nicht Staaten steuern die Welt – sondern im weitesten Sinne Stiftungen definieren die Themen, mit denen Staaten arbeiten. Diese Denkweise ist der Ursprung der späteren öffentlich-privaten Governance, die Klaus Schwab im WEF-Modell perfektionieren sollte. Nach 1945 erlebte diese Ideologie keinen moralischen Einschnitt, wie viele glauben. Die europäischen Verbrechen der Eugenik wurden zwar offiziell geächtet – doch die Grundidee überlebte, getarnt in „Bevölkerungspolitik“, „Global Health“, „Friedensforschung“, „Entwicklungshilfe“. Die UNO übernahm große Teile der Vorkriegsforschung in ihre Programme, was heute jeder erkennt, der die Archive der UN zu Global Governance durchforstet. Die Technokratie der Nachkriegszeit hatte plötzlich globale Infrastruktur und globale Legitimation. Und damit taucht jene Ideologie auf, die später Davos hervorbrachte.

 

Technokratie – Ideologie eines Systems, das den Menschen überwinden wollte

Bevor Davos entstand, bevor die UN zur „globalen Moralinstanz“ erhoben wurde, bevor Brüssel begann, über nationale Parlamente hinwegzuregieren, gab es eine Idee. Eine Idee, die älter ist als Globalisierung, älter als digitale Kontrolle, älter sogar als die moderne Bürokratie. Diese Idee lautet: Der Mensch ist unvollkommen – die Verwaltung ist überlegen. Ein Satz, der wie eine technische Banalität klingt, aber in Wahrheit eine politische Revolution markiert. Denn mit dieser Annahme begann im frühen 20. Jahrhundert jener ideologische Prozess, der später zu Technokratie, Eugenik, Bevölkerungspolitik, Weltregierungsfantasien und globaler Steuerung führte. Es war die Zeit, in der Industrialisierung und Rationalisierung den Westen in eine epistemische Euphorie im Sinne einer scheinbaren Erkenntnis versetzten. Maschinen produzierten verlässlich, Arbeiter nicht. Systeme funktionierten präzise, Menschen nicht. Und so entstand eine Denkweise, die wir heute klar erkennen, damals aber als Fortschritt gefeiert wurde: die Idee, eine Gesellschaft könne wie eine Maschine gesteuert werden. Die frühen Technokraten der Zwischenkriegszeit sahen in Demokratie ein Ineffizienzproblem. Sie glaubten, Experten könnten das Leben organisieren wie Ingenieure eine Fabrik. Ihre Vision war keine Tyrannei im klassischen Sinn. Sie war etwas viel Gefährlicheres: eine Entpolitisierung der Politik. Entscheidungen sollten nicht mehr verhandelt, sondern berechnet werden. Diese Bewegung erhielt früh akademische Legitimität – und staatliche Sympathie. Man muss diesen Ursprung verstehen, um die Gegenwart zu begreifen. Denn später wurde genau diese Denkschule in die Strukturen eingebaut, die heute den Westen prägen:

– internationale Institutionen,
– global vernetzte Stiftungen,
– elitäre Bildungszentren,
– transnationale Governance-Regime.

Die Systemtheorie – wissenschaftliche Steuerungslogik einer neuen Elite

Parallel zu den frühen Technokraten entstand im 20. Jahrhundert ein zweiter geistiger Unterbau, der für den späteren Globalismus mindestens ebenso prägend wurde: die Systemtheorie. Sie war keine neutrale Wissenschaft, sondern eine neue Art, über den Menschen und die Gesellschaft nachzudenken – und vor allem: sie zu verwalten. Die allgemeine Systemtheorie von Ludwig von Bertalanffy erhob erstmals den Anspruch, biologische, soziale und technische Abläufe durch dieselben Gesetzmäßigkeiten zu erklären. Seine Idee, Gesellschaft als „offenes System“ zu begreifen, das sich über Information, Energie und Struktur steuern lässt, wurde zur ideologischen Ausgangsbasis jener Experten, die später die Architektur globaler Governance prägten. Noch wirkmächtiger wurde die Kybernetik durch Norbert Wiener, eingebettet in sein Werk Cybernetics. Sie formulierte das Prinzip der Steuerbarkeit: Jedes System – ob Mensch, Maschine oder Institution – kann über Rückkopplungsschleifen kontrolliert werden. Demokratie erscheint darin nicht als Ausdruck des Volkswillens, sondern als Störvariable. Der politische Raum wird zur Regelstrecke, die es zu „stabilisieren“ gilt. Kybernetik wurde damit zur stillen Doktrin jener Eliten, die Politik als technisches Steuerungsproblem betrachten. Der amerikanische Soziologe Talcott Parsons (unsichtbar hinter seinem Namen verlinkt) übertrug dieses Denken auf die Gesellschaftstheorie. Sein AGIL-Modell – eine funktionale Analyse sozialer Systeme – machte aus Politik einen Integrationsmechanismus und aus Konflikt eine Dysfunktion. Damit lieferte Parsons die akademische Rechtfertigung für eine entpolitisierte Demokratie, deren Aufgabe die Stabilisierung ist, nicht die Entscheidung.

In Europa radikalisierte Niklas Luhmann diese Perspektive weiter. Seine Theorie sozialer Systeme, insbesondere in Soziale Systeme ausgeführt, entband die Gesellschaft vollständig vom Individuum. Nicht Menschen konstruieren Gesellschaft, sondern Kommunikation. Der Mensch wird zur Umwelt des Systems – nicht Subjekt, sondern Störgröße. Für die spätere technokratische Ideologie, die den Menschen als optimierbare Variable begreift, bot Luhmann den perfekten theoretischen Unterbau. Den operativen Durchbruch lieferte der MIT-Ingenieur Jay Forrester, der mit seiner „System Dynamics“ die Grundlage für globale Simulationsmodelle schuf. Seine Arbeit mündete im ersten großen Weltmodell des Club of Rome, sichtbar im Bericht Die Grenzen des Wachstums (1972). Damit entstand die Vorstellung, man könne Weltbevölkerung, Ressourcen, Klima und wirtschaftliche Entwicklung mathematisch erfassen – und politische Maßnahmen algorithmisch ableiten. Aus diesen Strömungen formte sich ein Dreiklang, der die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte:

- Bertalanffy schuf die Idee der Welt als System.

- Wiener gab ihr die Sprache der Kontrolle.

- Forrester machte sie zur politischen Handlungsvorschrift.

Diese Denker entwarfen die geistige Welt, in der Technokratie zur plausiblen Alternative zur Demokratie werden konnte. Sie machten aus Gesellschaft einen Regelkreis, aus Politik eine Optimierungsfrage und aus dem Menschen ein Element in einer globalen Steuerungsarchitektur. Die Systemtheorie ist die Software, auf der die Technokratie lief – und die später von Rockefeller, Strong, Brzezinski und Schwab zur weltweiten Governance-Infrastruktur ausgebaut wurde.

Die Rolle der Rockefeller-Ära

Die Rockefeller-Dynastie war der größte Multiplikator der globalen Technokratie. In offiziellen Dokumentationen des Rockefeller Archive Center wird detailliert festgehalten, dass die Stiftung ein Jahrhundert lang in globalen Gesundheits-, Bevölkerungspolitik- und Governance-Projekten engagiert war. Wichtig dabei ist: Rockefeller-Stiftungen betrieben keine Politik – sie betrieben Vorpolitik. Sie finanzierten Institute, Forschungszentren, Universitäten, internationale Kommissionen. Sie schufen die Wissensökonomie, aus der später die Eliteorganisationen der Nachkriegszeit hervorgingen. Damit wurde ein Grundstein gelegt: Nicht Staaten steuern die Welt – sondern Stiftungen definieren die Themen, mit denen Staaten arbeiten. Diese Denkweise ist der Ursprung der späteren öffentlich-privaten Governance, die Klaus Schwab im WEF-Modell perfektionieren sollte. Nach 1945 erlebte diese Ideologie keinen moralischen Einschnitt, wie viele glauben. Die europäischen Verbrechen der Eugenik wurden zwar offiziell geächtet – doch die Grundidee überlebte, getarnt in „Bevölkerungspolitik“, „Global Health“, „Friedensforschung“, „Entwicklungshilfe“. Die UNO übernahm große Teile der Vorkriegsforschung in ihre Programme, was heute jeder erkennt, der die Archive der UN zu Global Governance durchforstet. Die Technokratie der Nachkriegszeit hatte plötzlich globale Infrastruktur und globale Legitimation. Und damit taucht jene Ideologie auf, die später Davos hervorbrachte.

Wenn man verstehen will, wie aus einer akademischen Idee ein globales Machtgefüge wurde, muss man die entscheidende Phase betrachten: die Phase, in der Technokratie und Eugenik nicht mehr nur intellektuelle Strömungen waren, sondern zu einem Netzwerk wurden. Ein Netzwerk, das nicht durch Wahlen legitimiert war, sondern durch Geld, Einfluss und das Versprechen, die Welt „rationaler“ zu machen. Was in den 1920er und 1930er Jahren als technokratischer Traum begann, verband sich ab den 1940er Jahren mit einer neuen Machtquelle: philanthropischen Großstiftungen, deren Einfluss weit über ihre gemeinnützigen Zwecke hinausging. Der Begriff „Philanthrokapitalismus“, den Forscher später prägten, trifft den Kern nicht einmal vollständig. Was entstand, war eine globale Vorregierung, gebaut aus Geld, Wissen und moralischem Anspruch.

 

Die Rolle der Großstiftungen und die Geburt globaler Institutionen

Die Rockefeller Foundation war dabei nicht die einzige, aber die prägendste. Sie finanzierte Universitäten, Thinktanks, medizinische Institute, Bevölkerungsprogramme, Technologieforschung – und über ihre Förderlinien definierte sie, welche Themen global relevant wurden. In den offiziellen Archiven des Rockefeller Archive Center lässt sich diese Einflussstruktur klar nachverfolgen: Die Stiftung war über Jahrzehnte in nahezu allen globalen Governance-Projekten an zentraler Stelle beteiligt. Auch andere Akteure, etwa die Carnegie-Stiftung oder die Ford-Foundation, wirkten in denselben Bereichen. Doch Rockefeller war der Motor – nicht, weil sie die größte Organisation war, sondern weil sie die älteste und am weitesten verzweigte war. Stiftungen sind keine demokratischen Akteure. Sie sind transnationale Einflusszentren, die ihre Agenda über Forschung, Programme und internationale Kooperationen ausrollen.Sie agieren nicht als Regierungen, aber sie prägen das Denken von Regierungen. Genau darin liegt ihre Macht. Die Nachkriegszeit bot ein historisches Fenster. Die Welt war erschüttert, Staaten waren geschwächt, und internationale Kooperation schien für viele der einzige Weg, weitere Katastrophen zu vermeiden. Die großen Stiftungen nutzten diese Phase, um ihre Vision einer wissenschaftlich gesteuerten Weltordnung einzubringen. Entscheidend dabei: Die frühen UNO-Strukturen wurden nicht nur von Staaten entworfen, sondern massiv von Stiftungsexperten beeinflusst. Historische Analysen zum Aufbau der Weltgesundheitsorganisation zeigen beispielsweise, dass Stiftungen wie Rockefeller entscheidend waren für die Formierung der WHO und ihre globale Ausrichtung. Auch in den United Nations Development Programme lassen sich ähnliche Spuren finden. lassen sich ähnliche Spuren finden. Die institutionelle Architektur war nicht „neutral“. Sie war durchsetzt von Ideen, die bereits vor 1945 entstanden waren – Technokratie, Bevölkerungspolitik, globale Planung.

Im Westen begann in den 1950er und 1960er Jahren eine zweite Phase der Transformation: die Verschmelzung von Bürokratie, Wissenschaft und internationaler Planung. Thinktanks wie die RAND Corporation, das Council on Foreign Relations oder später das Worldwatch Institute begannen, politische Entscheidungsprozesse auszulagern: weg von Parlamenten, hin zu Expertenrunden. Man nannte das „evidenzbasierte Politik“. In der Praxis bedeutete es: Entmachtung demokratischer Prozesse zugunsten technokratischer Steuerung. Der Begriff „Global Governance“ tauchte erstmals in den 1980er-Jahren in wissenschaftlichen Beiträgen auf – aber die Praxis existierte schon lange davor. Die internationale Umweltpolitik, die Bevölkerungspolitik, die Gesundheitsagenda, die Entwicklungsprogramme – all das wurde in Kommissionen erarbeitet, die stärker von Stiftungen als von Staaten geprägt waren. Es war der Beginn einer globalen Expertokratie.

 

Die Vermählung von Moral und Macht

Die neue Legitimation lautete nicht mehr: „Wir haben politische Macht.“ Sondern: „Wir wissen, was gut ist.“ Diese moralische Überhöhung war entscheidend. Sie erlaubte Technokraten, Andersdenkende nicht nur als politisch falsch, sondern als moralisch gefährlich darzustellen. Sie erlaubte Stiftungen, ihre Interessen als „humanitäre Verantwortung“ zu verkaufen. Sie erlaubte Institutionen, demokratische Prozesse zu umgehen, indem sie ihre Programme als „global notwendig“ etikettierten. Die moralische Überhöhung war die Tarnung eines Systems, das nichts anderes war als die Zentralisierung der Macht unter wissenschaftlichem Deckmantel. In den 1960ern und 1970ern trat schließlich eine neue Figur auf die Bühne: der internationale „Policy Entrepreneur“. Ein Mensch zwischen Akademie, Politik, Stiftung und internationaler Organisation. Ein Akteur, der Netzwerke organisierte, Agenden orchestrierte, Diskurse definierte. Diese Figur war der Vorläufer des modernen Globalisten. Und sie bildete den Nährboden für das, was wenige Jahre später entstehen, sollte: die Davos-Idee, das Weltwirtschaftsforum, und der Aufstieg von Klaus Schwab. Globalismus wird von einigen als Verschwörung bezeichnet. Nüchtern betrachtet ist es nichts anderes, als dass Interessen unterschiedlichster Personen in einem Zusammenspiel von Geld, Ideen, Institutionen und somit in demokratisch nicht legitimiertem Einfluss mündeten.

- Technokratie lieferte die Theorie.

- Eugenik lieferte die Motivation.

- Philanthropie lieferte das Geld.

- Internationale Organisationen lieferten die Infrastruktur

- Thinktanks lieferten den Diskurs.

- Und all das zusammen schuf den Rahmen, in dem die Globalisten der Nachkriegszeit ihr Projekt starten konnten.

 

Die Blaupause: Globale Eliten erschufen ihre eigene Parallelpolitik

Bevor es Davos gab, bevor Klaus Schwab die Weltelite in die Schweizer Alpen rief, existierte längst die Infrastruktur, die sein Projekt tragen würde. Davos war nicht Ursprung – Davos war Verdichtung. Eine Institutionalisierung dessen, was sich über Jahrzehnte formte: ein zunehmend globalisiertes Machtfeld, das außerhalb demokratischer Kontrolle arbeitete, aber den Anspruch erhob, die Welt zu steuern. Die Bausteine dieser Blaupause entstanden nicht gleichzeitig, aber sie wirkten zusammen wie Zahnräder einer Maschine: Thinktanks, Stiftungen, internationale Organisationen, transatlantische Netzwerke, akademische Hochburgen, militärisch-industrielle Komplexe und philanthropische Geldströme. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete sich ein dichtes Geflecht von Institutionen, die den westlichen Diskurs formten – sichtbar, aber kaum öffentlich reflektiert: der Council on Foreign Relations, die Trilateral Commission, die Bilderberg-Gruppe, der Atlantic Council. Diese Netzwerke waren nicht demokratisch legitimiert, aber realpolitisch prägend. Ihre Mitglieder waren Politiker, Konzernchefs, Bankenlenker, Medienmagnaten, Journalisten, Wissenschaftler. Sie waren die operative Klasse des Westens, jene, die Narrative festlegten und Entscheidungen vorbereiteten, bevor Parlamente sie bestätigen durften. Man muss verstehen: Diese Kreise waren kein Geheimzirkel – sie waren der Vorhof globaler Politik. Sie bildeten die soziale Architektur, die später Davos als Bühne benötigte.

Parallel dazu stiegen einzelne Eliteuniversitäten zu ideologischen Produktionsstätten auf. Harvard, Stanford, MIT, London School of Economics, ETH Zürich – sie wurden zu Brutstätten jener Wissensökonomie, die Technokratie nicht als Theorie, sondern als Weltformel betrachtete. In den Archiven der Harvard Kennedy School finden sich bereits in den 1960er Jahren programmatische Papiere über „Public Policy as Science“, eine Denkfigur, die politische Entscheidungen als technisches Problem behandelte. Dieselbe Linie findet sich später in Schwabs Wirtschaftsphilosophie wieder, etwa in seinen frühen Schriften zu „Stakeholder Governance“.

Thinktanks (Denkfabriken) waren die Brücke zwischen Ideologie und Politik. RAND, Brookings, Carnegie, Hudson Institute, Chatham House, Stiftung Wissenschaft und Politik – sie professionalisierten das Denken im Sinne der Technokratie: Politik wird nicht gewählt, Politik wird errechnet. Diese Denkfabriken erhielten ihre Finanzierung vorwiegend von:

- staatlichen Budgets,

- Großkonzernen,

- Stiftungen wie Rockefeller, Ford, Carnegie.

Die Verbindung war strukturell und systemisch. Wer Thinktanks finanzierte, kontrollierte die Forschungsagenda. Und wer die Forschungsagenda kontrollierte, kontrollierte die Politikagenda. Die UNO spielte eine besondere Rolle. Nicht weil sie mächtig war, sondern weil sie den Anschein moralischer Legitimität bot. WHO, UNESCO, UNDP, FAO – all diese UN-Ableger übernahmen in der Nachkriegszeit Bereiche, die zuvor staatlich waren: Gesundheit, Bildung, Entwicklung, Ernährung, Bevölkerungspolitik. In den offiziellen Dokumenten der WHO oder der UNDP  lässt sich klar erkennen, wie früh diese Institutionen von privaten Stiftungen und Expertengremien beeinflusst wurden. Die UNO war nie ein demokratisches Organ. Sie war von Beginn an eine Expertokratie im WeltmaßstabIn den 1950er und 1960er Jahren tauchte eine neue Gestalt auf: der globale Manager – kein Beamter, kein Politiker, kein Unternehmer im klassischen Sinn, sondern eine hybride Figur, die zwischen Sektoren agierte. Dieser Typus, geprägt an Business Schools wie Harvard oder INSEAD, sah die Welt nicht länger in nationalen Grenzen, sondern in Märkten, Standards, Strukturen und Problemfeldern. Er war die ideale Zielgruppe für das, was Klaus Schwab wenige Jahre später aufbauen sollte. Als Schwab 1971 das World Economic Forum gründete – damals noch „European Management Symposium“ –, fiel sein Projekt auf einen vorbereiteten Boden. Er war weder der Erfinder der Globalismus-Idee noch der Vater des Weltmanager-Typus. Er war der Katalysator, der Netzwerke, Eliten, Technokratie und Ideologie in einem Format bündelte. Davos war die Antwort auf eine unausgesprochene Frage: Was wäre, wenn die Welt nicht von Staaten gestaltet würde – sondern von jenen, die Geld, Wissen und Einfluss haben? Schwab gab dieser Idee Struktur. Er baute eine Bühne. Er baute ein Ritual. Er baute eine Marke. Mehr noch: Er baute einen Ort, an dem die Elite ihre Parallelpolitik nicht verstecken musste – sie konnte sie feiern.

 

Klaus Schwab – Der Architekt einer neuen Eliteordnung

Bevor Schwab zu einer weltbekannten Figur wurde, bevor sein Name zum Synonym für Globalismus, Steuerungsfantasien und „Great Reset“ wurde, war er ein Produkt einer historischen Konstellation: eines Systems, das längst existierte, aber noch niemanden hatte, der es sicht- und organisierbar machte. Schwab erfand nichts. Er erkannte etwas. Und genau darin lag seine Macht. Schwab entstammt einer Generation, die in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs aufwuchs – einer Zeit, in der alte Autoritäten zusammengebrochen waren und neue Autoritäten noch nicht existierten. Seine Ausbildung als Ingenieur und Ökonom machte ihn zum idealen Träger jener Idee, die damals in akademischen Zirkeln zirkulierte: ein Weltbild, das die technologische Rationalität zur politischen Leitkategorie erhob. Schon früh kam Schwab in Kontakt mit Figuren, die selbst Teil der transatlantischen Elitezirkel waren. In den historischen Vorlesungsverzeichnissen und Programmarchiven der Harvard Kennedy School, über die heute große Teile des Materials digitalisiert vorliegen, finden sich Hinweise auf Programme, die junge Manager in eine Art globales Führungsverständnis einführten: international, technokratisch, institutionenbezogen. Schwab war genau dort positioniert. Diese Zeit formte sein Denken stärker, als seine spätere Selbstdarstellung vermuten lässt. Denn er übernahm nicht nur Inhalte – er übernahm das Selbstverständnis einer Elite, die davon überzeugt war, dass sie die Welt besser versteht als die demokratischen Prozesse, die sie formal legitimieren.

Zu Schwabs prägendsten Einflüssen gehörten Wirtschaftsdenker und Managementtheoretiker, die selbst Teil früher globalistischer Strukturen waren. Besonders heraus sticht John Kenneth Galbraith, einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, Professor in Harvard, Berater mehrerer US-Präsidenten und Mitglied des mächtigen Council on Foreign Relations. Galbraith vertrat eine Sichtweise, die später prägend für Schwabs WEF-Programm werden sollte: dass der moderne Kapitalismus nicht von Märkten gesteuert wird, sondern von großen Organisationen – Konzernen, Institutionen und Experten. Nicht Wettbewerb, sondern Planung ist der Motor. Nicht die nationale Politik, sondern die transnationale Organisation. Schwab übernahm diesen Gedanken fast vollständig und übersetzte ihn in seine eigene Vision: die „Stakeholder-Gesellschaft“. Eine Idee, die in der Theorie inklusiv wirkt, aber in der Praxis technokratische Kontrolle legitimiert. Ein weiterer Mentor war Henry Kissinger, dessen Einfluss auf Schwab später mehrfach dokumentiert wurde – unter anderem in Interviews, WEF-Programmbroschüren und zeitgenössischen politischen Berichten.  Kissinger vermittelte Schwab vorwiegend eines: Geopolitik ist kein moralisches Feld – sie ist ein Machtfeld. Und Macht entsteht durch Netzwerke, nicht durch Wahlen.

 

Das Europäische Management Symposium – Schwabs erstes Spielfeld

1971 war die technokratische Ideologie bereit für eine Bühne – und Schwab hatte das Gespür, sie zu bauen. Das „European Management Symposium“, der Vorläufer des heutigen World Economic Forum (WEF), war anfangs ein ambitioniertes, aber überschaubares Projekt. Sein Ziel war nicht Kooperation zwischen Staaten, sondern Koordination zwischen Eliten. Die frühen Programme, die heute über das WEF-Archiv öffentlich zugänglich sind, zeigen klar: Schwab wollte ein Forum schaffen, in dem Manager, Politiker und Akademiker eine gemeinsame Sprache sprechen. Diese Sprache war technokratisch. Sie war „rational“, sie war global. Und Schwab war der perfekte Übersetzer dieser Sprache in ein institutionelles Format.

In den folgenden Jahrzehnten wurde Schwab zu etwas, das er wahrscheinlich selbst nie geplant hatte: dem Gesicht einer neuen globalen Elite. Während andere Technokraten im Hintergrund blieben, baute Schwab eine Marke auf – das „Weltwirtschaftsforum“. Er verstand früh, dass Macht nicht nur durch Programme entsteht, sondern durch Rituale, Symbole und Inszenierung. Davos wurde zu einem jährlichen Ritual. Zu einer liturgischen Handlung der globalen Klasse. Zu einem Ort, an dem man nicht nur Probleme diskutierte, sondern Weltbilder synchronisierte. Schwab baute kein politisches Modell – er baute eine Parallelpolitik.

Schwabs Denken war nie geopolitisch, nie demokratisch und auch nicht kulturell. Es war ein einziges Mantra: Die Welt ist ein zu lösendes Problem. Und diejenigen, die wissen, wie man Probleme löst, sollten jene sein, die entscheiden. Das war die Essenz der Technokratie – nur dieses Mal verkörpert durch eine globale Elite, nicht mehr durch staatliche Planer. In den 1980er und 1990er Jahren erhielt Davos immer mehr Zuspruch aus Politik, Finanzwelt und internationalen Organisationen. Die UNO, die EU, die G7, die NATO – alle diese Institutionen begannen, Davos als Plattform zu betrachten, auf der man informell das besprechen konnte, was formell nicht möglich war. Davos wurde nicht zur Schattenregierung. Davos wurde schlimmer: zu einem Ort, an dem Regierungen lernten, dass sie Verwaltungseinheiten sind.

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Von : Stephan