Deutschland im Belagerungszustand
Mit Methoden der psychologischen Kriegsführung wird die Bevölkerung diszipliniert und in Schach gehalten. Teil 2 der Serie "2025 - das Jahr Null"
Psychologische Kriegsführung ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts, doch sie erreichte in der Moderne ihre Perfektion. Es handelt sich dabei um gezielte Operationen, die darauf abzielen, die Wahrnehmung, die Einstellung und das Verhalten von Bevölkerungen und Entscheidungsträgern zu beeinflussen. Historisch betrachtet finden wir Vorläufer bereits in der Antike: Der chinesische Militärstratege Sun Tzu schrieb vor mehr als zweitausend Jahren: „Die höchste Kunst des Krieges ist es, den Feind ohne Kampf zu besiegen.“ Ziel ist es, nicht die Körper zu unterwerfen, sondern die Köpfe – das Denken, Fühlen, Entscheiden. Die Methoden reichen von gezielter Angstpropaganda über Desinformation bis zur massenmedialen Verwirrung.
Neurowissenschaftlich ist der Mechanismus gut belegt: Wer dauerhaft Angst empfindet, schaltet in den „Überlebensmodus“. Der präfrontale Kortex, zuständig für rationales Denken, wird gehemmt. Stattdessen übernimmt die Amygdala – das Angstzentrum – das Kommando. Das Ergebnis: Panik, Reizbarkeit, Blockaden. Menschen, die unter permanentem Stress stehen, sind leichter manipulierbar, folgen Autoritäten schneller – und neigen dazu, Sicherheit über Freiheit zu stellen. Erkenntnisse hierzu liefern u. a. der Neuroendokrinologe Robert Sapolsky, ebenso der Angstforscher Joseph LeDoux.
Im 20. Jahrhundert fand diese Methode ihren Höhepunkt während des Zweiten Weltkriegs, insbesondere durch die Operationen der Alliierten, und später im Kalten Krieg. Ein zentraler Mechanismus dieser Form der Kriegsführung ist die gezielte und kontinuierliche Erzeugung von Angst. Neurowissenschaftliche Forschungen zeigen eindeutig, dass permanenter Stress und Angst den Körper und das Gehirn in einen Überlebensmodus versetzen. Der präfrontale Kortex, verantwortlich für klares Denken, rationale Entscheidungen und langfristige Planung, wird dabei stark eingeschränkt, während die Amygdala, das Angstzentrum des Gehirns, dauerhaft aktiviert wird. Diese dauerhafte Aktivierung führt zu chronischen Angstzuständen, einer erhöhten Anfälligkeit für Manipulation und einer verminderten Fähigkeit, rationale Entscheidungen zu treffen. Kurz gesagt: Menschen, die permanent Angst ausgesetzt sind, verlieren ihre Fähigkeit, klar und kritisch zu denken, und werden so leichter kontrollierbar.
Deutschland ist ein Land, das nach 1945 nie zur Ruhe kam. Kein Friedensvertrag, eingeschränkte Souveränität – dafür ein westliches Besatzungsrecht, das in subtilen Formen auch nach 1990 fortlebte. Während die DDR sich autoritär und offen der Repression bediente, wurde in Westdeutschland zunehmend auf psychologische Steuerung gesetzt. Mit der Wiedervereinigung wurden beide Systeme synchronisiert: Die Bundesrepublik Deutschland operiert demokratisch, wirkt liberal – und agiert dennoch zunehmend autoritär, sobald es um Deutungshoheit, Kontrolle und Macht geht. Die Waffe: Angst. Die Strategie: psychologische Kriegsführung. Was nun folgt, ist ein Streifzug durch verschiedene Felder dieser mentalen Belagerung.
Die große Sprachverwirrung
„Sprache ist der Schlüssel zur Welt“, sagte einst Wilhelm von Humboldt. Doch Sprache ist viel mehr, als vielen bewusst ist: Sprache ist Macht. Wer über die Sprache verfügt, formt das Denken – und wer das Denken beeinflusst, bestimmt die Realität. Die Sprache, einst Werkzeug der Aufklärung, ist zum Instrument der Verwirrung geworden. Was nach Fortschritt klingt, ist häufig nichts als eine semantische Nebelwand. Wer heute von „biologischem Geschlecht“ spricht, wird nicht selten belehrt, dass es „soziale Konstrukte“ seien. Behörden sprechen von „Menschen mit Unerledigtbleibenshintergrund“, statt von Straftätern mit abgelehntem Asylantrag. Einfache Aussagen, wie „Frauen sind keine Männer“ können zur Karrierefalle werden – oder zur Hausdurchsuchung führen. Das ist kein Witz, sondern dokumentierte Realität.
Die Umdeutung von Begriffen, die Inflation von Euphemismen und die ständige moralische Aufladung des Vokabulars sind Ausdruck eines tiefgreifenden kulturellen Wandels. Wer sich dem entzieht, gilt schnell als verdächtig. Sprachliche Präzision wird verdächtigt, diskriminierend zu sein – während sprachliche „Verunklarung“ als sensibel gilt. Das ist kein Fortschritt, sondern das Ende eines klaren Diskurses. Sprache war einst ein Werkzeug, um die Welt zu beschreiben. Heute dient sie vielen als Waffe, um die Welt zu kontrollieren. Der Verlust der Begriffsrealität führt nicht zu mehr Toleranz, sondern zu mehr Misstrauen. Wenn die Wahrheit sprachlich nicht mehr sagbar ist, dann verliert die Demokratie ihren Resonanzraum.
Und das hat Folgen. Denn wer nicht mehr sagen darf, was ist, wird später auch nicht mehr denken, was ist. Es ist ein schleichender Prozess – doch seine Richtung ist eindeutig: weg von der offenen Gesellschaft hin zu einem moralisch beaufsichtigten Meinungskorridor.
Das Jahr 2025 markiert dabei keinen Bruch, sondern den Kulminationspunkt einer Entwicklung, die lange vorbereitet wurde. Wer nicht spurt, wird gesperrt. Wer widerspricht, wird diffamiert. Und wer sich auf die Meinungsfreiheit beruft, wird als „rechts“ gebrandmarkt – ganz gleich, ob seine Kritik begründet ist oder nicht. Sprache, das zeigt sich, ist kein neutrales Werkzeug. Sie ist immer auch ein Spiegel der Machtverhältnisse. Und in einer Zeit, in der die politische Mitte schweigt und die Ränder schreien, wird der Missbrauch von Sprache zum Gradmesser für den Zustand der Demokratie. Die Sprachverwirrung ist deshalb kein Nebenkriegsschauplatz – sie ist das Fundament des kulturellen Wandels, der unsere Gesellschaft prägt.
In den vergangenen Jahren ist eine neue Sprachpraxis in den öffentlichen Diskurs eingezogen: die sogenannte gendergerechte Sprache. Befürworter argumentieren, sie fördere Sichtbarkeit und Gerechtigkeit. Doch die Realität zeigt: Sie fragmentiert die Sprache, erschwert Kommunikation und greift in gewachsene Strukturen ein.
Deutsch ist eine der weltweit präzisesten Sprachen. Ihre Grammatik erlaubt es, komplexe Sachverhalte exakt auszudrücken – ohne Missverständnisse. Gerade deshalb ist sie für Wissenschaft, Technik und Philosophie so bedeutsam. Doch diese Präzision wird zunehmend durch ideologische Eingriffe aufgeweicht. Das Binnen-I, das Gendersternchen, Doppelpunkte oder Unterstriche schaffen keine Klarheit, sondern Unlesbarkeit. Sprachästhetik und Lesefluss leiden erheblich.
Der Duden – lange Zeit neutrale Instanz der Sprachpflege – sieht sich heute massiver Kritik ausgesetzt, weil er ideologisch motivierte Änderungen vorgenommen hat. Doch selbst dort findet sich keine klare Empfehlung für das Gendern mit Sonderzeichen. Und die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) sowie der Rat für deutsche Rechtschreibung sprechen sich gegen eine verpflichtende Übernahme dieser Konstruktionen aus.
Besonders problematisch ist, dass das Gendern zunehmend zur sozialen Pflicht wird – nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst vor Reputationsverlust. In öffentlichen Institutionen, Medien und Universitäten wird gegendert, weil es erwartet wird, nicht weil es kommunikativen Mehrwert bietet.
Hinzu kommt die massive Ausweitung der Genderstudiengänge in Deutschland: 173 Professuren für Geschlechterforschung und nur acht Lehrstühle für Kernforschung, darüber berichten die Tageszeitung Die Welt und das Onlineportal NiUS. Dieser Zahlenvergleich zeigt, was falsch läuft in Deutschland. Doch was wird dort gelehrt? Oft basiert die Forschung nicht auf empirischer Grundlage, sondern auf ideologischen Vorannahmen über Machtstrukturen und angebliche Unterdrückungsverhältnisse. Kritiker sprechen von einer Pseudowissenschaft, deren Erkenntnisse sich einer Überprüfung systematisch entziehen.
Der Kern der deutschen Sprache, ihre Klarheit, Präzision und Schönheit, wird durch diese ideologische Verformung massiv beschädigt. Wer Begriffe umbaut, verändert auch das, was denk- und sagbar ist. Eine demokratische Gesellschaft aber lebt vom offenen Diskurs – nicht von sprachlichen Zwangsmaßnahmen. Sprache sollte verbinden, nicht trennen. Sie sollte klären, nicht verwirren. Und sie sollte der Verständigung dienen – nicht ihrer Verhinderung.
Der Ausnahmezustand als Normalsituation
Was einst als Ausnahmesituation begann, hat sich längst zur politischen Normalität entwickelt. Der Ausnahmezustand – ob ausgerufen wegen Pandemie, Klima oder Krieg – ist im Jahr 2025 zum Regelinstrument der Macht geworden. Unter diesem Prinzip werden gesellschaftliche Ängste gezielt geschürt, um politische Maßnahmen zu rechtfertigen und dauerhaft durchzusetzen.
Der Ausnahmezustand ermöglicht es, Grundrechte systematisch zu umgehen und politische Prozesse zu beschleunigen, oft unter dem Deckmantel der Dringlichkeit. Historisch etablierte demokratische Verfahren werden dadurch ausgehöhlt. Das Parlament verliert an Bedeutung, Entscheidungen werden zunehmend per Verordnung getroffen, und die Gewaltenteilung wird geschwächt.
Die Pandemie des Jahres 2020 zeigte deutlich, wie rasch aus vorübergehenden Maßnahmen permanente Instrumente der Macht werden können. Anfangs als temporäre Schutzmaßnahmen eingeführt, wurden Lockdowns, Ausgangssperren und Versammlungsverbote zunehmend zum Normalzustand. Die Bevölkerung gewöhnte sich allmählich an diese Einschränkungen, was einen gefährlichen Präzedenzfall schuf. Giorgio Agamben beschreibt in seinem Werk „Ausnahmezustand“, wie die Grenzen zwischen Demokratie und Autoritarismus verschwimmen, wenn der Ausnahmezustand zur Norm wird. Laut Agamben besteht die Gefahr, dass die Bürgerrechte dauerhaft eingeschränkt werden, indem der Ausnahmezustand als alternativlos dargestellt wird. Das passierte genau in den Jahren 2020 bis 2023.
Als der physische Lockdown im Frühjahr 2020 begann, ahnten viele nicht, dass der weitaus folgenreichere Lockdown noch bevorstand – jener im Kopf. Die Ausgangsbeschränkungen wurden aufgehoben, doch die Denk- und Sprechverbote blieben. Was als temporäre Notmaßnahme begann, hat sich tief ins kollektive Bewusstsein eingegraben: die Bereitschaft, Freiheit gegen vermeintliche Sicherheit einzutauschen.
Mit Corona wurde die Ausnahme zum Normalzustand. Ausgangssperren, Kontaktverbote, Schulschließungen: Ein autoritärer Modus übernahm die demokratische Oberfläche. Das „Panikpapier“ des BMI ist Beleg für gezielte Angsterzeugung – kein Unfall, sondern Methode. Und während die Aufarbeitung durch das Magazin Multipolar juristisch erstritten werden muss, gehen Politik und Medien zur Tagesordnung über. Trotz belastender RKI-Files, Studien von Prof. Stefan Homburg oder Recherchen von Aya Velázquez – Lehren werden kaum gezogen. Im Gegenteil, diejenigen, die aufklären und sich gegen die Narrative von Regierung und Interessengruppen stellen, werden verfolgt. So geschah es auch beim Finanzgelehrten Stefan Homburg. Seine Universität sah sich aufgrund seiner kritischen Äußerungen zu Corona offenbar genötigt, im Jahr 2020 eine Stellungnahme abzugeben. Zudem wurde er von der Justiz verfolgt und zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er öffentlich kritisiert hatte, der Spruch „Alles für Deutschland“ werde zu Unrecht als SA-Parole kriminalisiert. Das juristische Online-Portal Legal Tribune Online (LTO) titelte daraufhin zu Recht: „Wenn auch die Kritik am Tabu tabu ist“. Die freie Journalistin Aya Velasquez wird seit 2024 offiziell vom Verfassungsschutz beobachtet. Ihr Vergehen? Eines ihrer öffentlichen Postings und ein Artikel wurden im Rahmen des Phänomenbereichs „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ erfasst. „Ich habe 2022 einen Artikel über den Sturm auf den Reichstag geschrieben, an dessen Ende ich die Abschaffung des Verfassungsschutzes fordere“, sagte sie gegenüber NiUS. Das wurde ihr, glaubt Velázquez, offenbar als feindlich gesinnt gegenüber der freiheitlich-demokratischen Grundordnung Deutschlands ausgelegt. Zuvor war sie mit der Veröffentlichung der ungeschwärzten RKI-Files einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden.
Die gesundheitlichen und psychischen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Volksgesundheit sind bis heute nicht vollständig absehbar. Was als „temporäre Notfallreaktion“ auf ein bis dahin unbekanntes Virus begann, wirkt in den Köpfen vieler Menschen fort – subtil, aber tiefgreifend. Zunächst äußerten sich die Einschränkungen physisch: geschlossene Türen, leere Straßen, soziale Isolation. Doch die eigentliche Wirkung begann erst danach – im Inneren. Menschen begannen, sich selbst zu kontrollieren, bevor es andere taten. Die äußere Zensur wich der inneren Selbstzensur. Aus Angst vor sozialer Ächtung, beruflichen Konsequenzen oder juristischer Verfolgung sagen viele nicht mehr, was sie denken – und denken bald auch nicht mehr, was sie fühlen. Dieser Mechanismus ist kein Zufallsprodukt, sondern ein bekanntes psychologisches Phänomen: Wer dauerhaft unter Stress und Unsicherheit lebt, passt sich an die vermeintlichen Erwartungen der Umgebung an – nicht nur im Verhalten, sondern auch im Denken.
So wurde aus dem physischen Lockdown ein mentaler Ausnahmezustand – ein Zustand, der keine Verordnung mehr benötigt, weil er im Bewusstsein verankert ist. Eine stille Disziplinierung, die wirkt, weil sie freiwillig erscheint. Dieser psychologische Mechanismus ist nicht neu, aber in seiner Breite neu wirksam. Die Anpassung an ein verengtes Meinungsspektrum wurde zur Tugend erklärt. Wer Fragen stellte, wurde zum „Schwurbler“, wer Zweifel äußerte, zum „Demokratiefeind“, zum Delegitimierer. Damit wurde ein Klima geschaffen, das der offenen Gesellschaft den Boden entzieht – nicht durch offene Repression, sondern durch stille Disziplinierung.
Verantwortlich dafür ist nicht allein der Staat, sondern ein komplexes Zusammenspiel aus Medien, Politik, sozialen Netzwerken und einer zunehmend intoleranten Öffentlichkeit. Die Cancel Culture, ursprünglich eine Reaktion auf tatsächliche Diskriminierung, hat sich verselbständigt und richtet sich längst gegen alle, die vom offiziellen Narrativ abweichen. Besonders perfide: Die Zensur wird als Fortschritt verkauft. Wer gegensätzliche Meinungen äußert, wird nicht widerlegt, sondern moralisch disqualifiziert. Damit wird nicht nur der Diskurs vergiftet, sondern auch die Grundlage demokratischer Auseinandersetzung zerstört. Denn Demokratie lebt vom Streit, nicht von der Einigkeit. Wo Widerspruch unter Verdacht steht, stirbt die Debatte. Der Lockdown im Kopf wirkt subtil, aber tiefgreifend. Er verändert nicht nur das Sprechen, sondern das Denken. Die permanente mediale Wiederholung bestimmter Deutungsmuster – kombiniert mit der Angst vor Ausgrenzung – führt zu einem Zustand innerer Konformität. Wer ausschert, wird sanktioniert. Wer schweigt, bleibt unangetastet. Der Lockdown im Kopf ist gefährlicher als jede Ausgangssperre. Denn er benötigt keine Verordnungen – er funktioniert freiwillig. Das macht ihn so wirksam. Und so schwer zu durchbrechen. Auch der Klimanotstand dient als perfektes Vehikel, um dauerhafte Einschränkungen zu legitimieren. Mit einer emotionalisierten Debatte und dramatischen Zukunftsszenarien werden weitreichende Eingriffe in die individuelle Freiheit und wirtschaftliche Autonomie gerechtfertigt. Kritiker, die auf verhältnismäßige Maßnahmen drängen, werden dabei schnell marginalisiert oder diskreditiert. Das Resultat dieser politischen Praxis ist eine Gesellschaft, die kontinuierlich in Unsicherheit und Angst gehalten wird, wodurch eine weitgehende politische Kontrolle möglich wird. Der Ausnahmezustand, der einst als Mittel in Krisensituationen gedacht war, ist so zu einem mächtigen Instrument der politischen und gesellschaftlichen Steuerung geworden.
Die Angst als Machtinstrument
„Wer Angst hat, gehorcht“, sagte einst der französische Philosoph Michel Foucault. Und genau das macht Angst zu einem der effektivsten politischen Steuerungsinstrumente unserer Zeit. Im Jahr 2025 ist die Angst nicht mehr nur Begleiterscheinung von Krisen – sie ist deren zentrales Vehikel. Ob Pandemie, Klima, Krieg oder Inflation – stets steht im Zentrum die kollektive Verunsicherung. Sie schafft Zustimmung, wo rationale Debatten ausbleiben.
Diese Angst ist kein Zufall. Sie wird erzeugt, genährt und am Leben gehalten. Medien berichten bevorzugt in Alarmtönen, Politik inszeniert sich als Retterin vor der permanenten Bedrohung. Wer Fragen stellt, wird als Verharmloser gebrandmarkt, wer widerspricht, als Brandstifter. Das Ergebnis ist eine gesellschaftliche Atmosphäre der Lähmung: Die Bürger schauen zu, während über sie entschieden wird.
Besonders perfide ist dabei die Überlagerung der Ängste. War es in der Pandemie noch die Angst vor Krankheit und Tod, so ist es heute die Angst vor dem sozialen Abstieg, vor dem Blackout, vor dem Klimakollaps, vor Krieg. Jede neue Krise verstärkt das Gefühl der Ohnmacht – und genau dieses Gefühl ist der Nährboden für autoritäre Politik. Denn wer Angst hat, verlangt nicht nach Freiheit – er verlangt nach Führung. Und diese Führung wird bereitwillig angeboten: als gesetzliche Einschränkung, als staatliche Lenkung, als moralisches Gebot. Das Konzept der Selbstverantwortung verliert an Bedeutung, während die Bereitschaft wächst, sich fügen zu müssen – „zum Wohle aller“. Doch eine Gesellschaft, die auf Angst basiert, ist keine freie Gesellschaft. Angst und Freiheit schließen sich aus. Je mehr Angst regiert, desto weniger Raum bleibt für Widerspruch, für Kreativität, für Fortschritt. Die Angst tötet die Debatte – und mit ihr die Demokratie. 2025 zeigt: Die Angst hat System. Sie ist nicht Folge der Krise, sondern Voraussetzung ihrer politischen Nutzbarkeit. Wer sie entlarven will, muss hinter die Rhetorik blicken – und sich trauen, das Offensichtliche auszusprechen: dass der Ausnahmezustand kein Naturgesetz ist, sondern ein kalkuliertes Herrschaftsinstrument. Und dass es Mut benötigt, ihm zu widerstehen.
Angst durch Terror
Der moderne Terrorismus ist kein Zufallsprodukt isolierter Fanatiker. Er ist das Resultat gezielter Strategien, die auf Angst, Kontrolle und politische Lenkung setzen. Bereits General Friedrich August von der Heydte erkannte in seinem Werk „Der moderne Kleinkrieg als wehrpolitisches und militärisches Phänomen“ (1972), dass Terrorismus als Form des „psychologischen Kleinkriegs“ zu verstehen ist. ¹ Anders als klassische militärische Gewalt zielt dieser Krieg nicht auf Geländegewinne, sondern auf Bewusstseinskontrolle. Er richtet sich gegen die Psyche der Bevölkerung, nicht gegen ihre physischen Ressourcen.
Von der Heydte betonte, dass moderner Terrorismus systematisch angelegt sei: kleine, flexible Einheiten, mit dem Ziel, durch gezielte Aktionen einen überproportionalen psychologischen Effekt zu erzielen. Die Wirkung eines Bombenanschlags, so seine These, liegt weniger in der materiellen Zerstörung als in der medialen Wirkung – im kollektiven Schock, der zu politischen Reaktionen führt. Terror wird damit zur Steuerungslogik. ² Der Terrorist sei weniger Soldat als Pädagoge – nicht im humanistischen, sondern im autoritären Sinne: Er erzieht durch Schock, formt die politische Landschaft durch Furcht.
In diesem Zusammenhang ist auch die Forschung von Dr. Daniele Ganser (ehemals Lehrstuhlinhaber an der Universität Basel) von Bedeutung, der in seinem Buch „NATO-Geheimarmeen in Europa – Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung“ (2008) die geheime Operation Gladio untersucht. ³ Ganser zeigt, wie westliche Geheimdienste im Kalten Krieg Terroranschläge in Europa zuließen oder sogar mitorganisierten, um politische Feinde zu diskreditieren und die öffentliche Meinung zu manipulieren. Er weist nach, dass westliche Geheimdienste mit rechtsradikalen Gruppen kooperierten, um über Terroranschläge Angst zu schüren und linke Bewegungen zu diskreditieren. Ziel: Stabilität durch künstlich erzeugte Unsicherheit, getreu dem Prinzip: „Schaffe das Problem, liefere die Lösung. Diese Forschung legt nahe: Terror ist in vielen Fällen nicht Ausdruck von Staatsferne, sondern Instrument verdeckter Machtpolitik. Der Terrorist als radikaler Außenseiter ist oft eine Konstruktion – tatsächlich agieren viele Gruppen im Schatten internationaler Interessen, finanziert oder zumindest geduldet von Staaten, die aus der Angst politischen Nutzen ziehen. ⁴
Besonders in Italien, Belgien und Deutschland gab es Hinweise auf eine „Strategie der Spannung“ – das bewusste Schüren von Angst, um autoritäre Maßnahmen zu legitimieren. In Deutschland zeigt sich das exemplarisch an der RAF, aber auch am Fall des NSU: einer rechtsterroristischen Gruppe, die über Jahre hinweg ungehindert morden konnte – unter den Augen eines übermäßig durchsetzten Inlandsgeheimdienstes. Die Vernichtung von Akten durch das Bundesamt für Verfassungsschutz und das spätere Abbrechen von Ermittlungsansätzen werfen bis heute Fragen auf. ⁵ Auch hier entsteht der Eindruck: Terror soll Angst erzeugen – aber er darf auch politisch nützen.
Terrorismus wird damit zu einem pädagogischen Instrument: Er diszipliniert, formt das Meinungsklima, schürt kollektive Unsicherheit. In Kombination mit medialer Dauerberichterstattung und staatlicher Regulierung ergibt sich ein perfekter Resonanzraum für psychologische Kriegsführung. Die Bürger werden nicht nur Opfer der Gewalt – sie werden zum Objekt ihrer Folgen. Angst wird zur Politik.
Terrorismus ist ein Mittel der asymmetrischen Kriegsführung – darauf zielend, politische oder gesellschaftliche Veränderungen durch Angst zu erzwingen. Die Geschichte der Bundesrepublik ist reich an solchen „Lernprozessen“: von der Roten Armee Fraktion (RAF) über den islamistischen Terror der 2000er Jahre bis zu den bizarren Umständen rund um den NSU-Komplex.
Schon die RAF zeigte, wie durch gezielten Terror das Sicherheitsregime verschärft werden konnte. Bürgerrechte wurden eingeschränkt, der Überwachungsapparat ausgebaut. In Italien erlebte man zeitgleich mit den Roten Brigaden ähnliche Entwicklungen – die blutigste Tat war das Attentat von Bologna 1980 mit 85 Toten. Bis heute sind die Hintergründe unklar; Hinweise auf Geheimdienstverwicklungen mehren sich¹.
Seit dem Anschlag vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York wird Europa durch islamistischen Terror in Atem gehalten. Die Anschläge von Madrid (2004), London (2005), Paris (2015) und Berlin (2016) veränderten die Sicherheitsarchitektur tiefgreifend. Der Ausnahmezustand wurde vielerorts zum Dauerzustand – insbesondere in Frankreich⁴.
Ein besonders dunkles Kapitel ist der Fall des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Hier kamen mehrere Elemente zusammen: ein versagender Verfassungsschutz, verschwundene Akten, tote Zeugen, eingeschränkte Ermittlungen. Der Eindruck drängt sich auf: Der Rechtsstaat beabsichtigt nicht aufzuklären – oder darf es nicht⁵. Die politische Brisanz liegt darin, dass man das Narrativ des „Einzeltäter-Trios“ trotz erdrückender Hinweise auf ein Unterstützernetzwerk bis heute aufrechterhält. Was bleibt, ist ein Gefühl permanenter Bedrohung. Doch Terror wirkt nicht nur durch Gewalt – sondern vor allem durch mediale Verstärkung. Angst als Dauerzustand lähmt, verunsichert – und schafft eine Gesellschaft, die bereit ist, Freiheit gegen Sicherheit zu tauschen. Es entsteht ein politisch nutzbares Klima: Wer Angst hat, stellt keine Fragen. Wer sich bedroht fühlt, akzeptiert Maßnahmen, die er unter Normalbedingungen niemals hinnehmen würde. Terror wird so zum unsichtbaren Regisseur im Theater der Politik.
Die Corona-Politik nutzte die Angst vor dem Unbekannten aus
Kritische Stimmen wie die von Dr. Wolfgang Wodarg, Prof. Sucharit Bhakdi, Prof. Stefan Homburg oder internationalen Experten wie Prof. John Ioannidis wurden systematisch ausgegrenzt, diffamiert oder auf sozialen Plattformen gelöscht. Die Leitmedien fungierten als Verstärker des offiziellen Narrativs – nicht als kritische Instanz. Besonders dramatisch war die Impfdebatte. Was als freiwillige Schutzmaßnahme begann, endete in einem faktischen Impfzwang – durch sozialen Druck, Zugangsbeschränkungen und berufliche Nachteile. In Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Schulen wurde sogar eine gesetzlich verankerte Impfpflicht diskutiert und teils umgesetzt. Grundrechte wurden zur Verhandlungsmasse, obwohl spätere Studien und Zahlen die Wirkung vieler Maßnahmen in Zweifel zogen. Die psychologischen Schäden waren enorm. Kinder wurden isoliert, Alte vereinsamt, Familien entzweit. Die Gesellschaft wurde in Lager gespalten: Geimpfte gegen Ungeimpfte, Konforme gegen Kritiker. Wer nicht mitspielte, wurde moralisch geächtet. Der Ausnahmezustand wurde zum sozialen Testlabor – und fast alle machten mit.
Doch während die politische Kommunikation längst zur Tagesordnung übergeht, bleibt die Aufarbeitung aus. Dabei liegen die belastenden Beweise längst vor: Die sogenannten „RKI-Files“, ein interner Protokollfundus des Robert-Koch-Instituts mit über 1000 Seiten, mussten erst vom Magazin Multipolar vor Gericht erstritten werden. Die Bundesregierung hatte ihre Freigabe über Monate blockiert – mit dem Argument, sie könnten die öffentliche Ordnung gefährden.Die bislang ausgewerteten Protokolle zeigen: Viele Entscheidungen waren politisch motiviert, nicht medizinisch. Der Inzidenzwert als alleinige Entscheidungsgrundlage? Intern umstritten. Der Lockdown für Kinder? Nicht evidenzbasiert. Die Erkenntnisse unabhängiger Journalisten wie Tom Lausen, Aya Velázquez, Marcel Barz und Multipolar weisen auf ein systematisches Staatsversagen hin – oder auf eine gezielte Verschleierung. Was auffällt: Bislang gibt es noch keinen Untersuchungsausschuss auf Bundesebene. Keine Aufarbeitung der Fehler. Keine Konsequenzen für Fehlentscheidungen. Stattdessen: Schweigen. Aufarbeitung scheint nicht nur zu scheitern – sie wird offenbar aktiv behindert. Corona war mehr als eine Gesundheitskrise. Es war ein Paradigmenwechsel im Verhältnis von Staat und Bürger. Wer die Angst kontrolliert, kontrolliert das Verhalten. Die Pandemie war Vorwand für ein drakonisches Zwangskorsett. Die Maßnahmen dienten überwiegend nicht zum Schutz der Gesundheit – sie wurde zum Testfall politischer Steuerungsfähigkeit. Und ein Test, den die Regierenden offenbar bestehen wollten – koste es, was es wolle.
Der „Klimanotstand“ – neue Angst fürs 21. Jahrhundert?
Die Welt erwärmt sich – angeblich. Der Sommer 2025 in Deutschland sollte einer der heißesten Sommer überhaupt werden. Doch wie mit dieser Realität politisch umgegangen wird, ist alles andere als rational. Unter dem Begriff „Klimanotstand“ wurde ein semantischer Ausnahmezustand geschaffen, der demokratische Prozesse untergräbt.
Seit 2019 rufen Städte und Parlamente den „Klimanotstand“ aus – ein Begriff ohne juristische Grundlage, aber mit maximaler emotionaler Wirkung. Angst wird zur Ressource. Die „Letzte Generation“ klebt sich auf Straßen, Medien sprechen von einer apokalyptischen Zukunft, junge Menschen wachsen in einem Narrativ auf, das ihnen sagt: Eure Welt wird untergehen. Der deutsche Staat reagiert mit CO₂-Steuern, Heizungsgesetzen, Mobilitätsverboten. Die individuelle Freiheit wird massiv eingeschränkt – mit Verweis auf die „Klimaziele“. Doch während der Bürger zahlt, steigen die Emissionen weltweit weiter. Deutschland rettet nicht das Klima – es verliert nur an Wettbewerbsfähigkeit.
Hinzu kommt eine immer dichtere Verflechtung von Politik, NGOs und supranationalen Institutionen wie der EU oder dem Weltwirtschaftsforum. Der Begriff „Dekarbonisierung“ wird zur Chiffre für Umbauprozesse, die demokratisch kaum legitimiert sind. Entscheidungen wandern aus dem Parlament in Expertengremien – die direkte Einflussnahme der Bürger schwindet. Der Klimawandel wird nicht bekämpft, sondern instrumentalisiert. Wer nicht zustimmt, gilt als „Klimaleugner“. Die Debatte ist moralisiert, nicht faktenbasiert. Auch hier dient Angst als Katalysator – für Kontrolle, nicht für Erkenntnis. In einem Klima der Angst gedeiht kein demokratischer Diskurs. Wenn Politik zur Religion wird, endet die Aufklärung. Der Klimanotstand ist weniger ein Zustand der Natur – als ein Zustand des politischen Bewusstseins.
CO₂ als universelle Schuld – der neue Ablasshandel
Der Mensch ist ein Wesen mit Schuldgefühl. Seit jeher dienen religiöse Systeme dazu, dieses Gefühl zu kanalisieren – durch Sühne, Buße oder Ablass. In der säkularisierten Moderne wurde Gott durch das Klima ersetzt, das Jüngste Gericht durch die Klimakatastrophe – und der Ablass lebt weiter in Form von CO₂-Zertifikaten.
Der neue Klimadiskurs basiert nicht auf reiner Wissenschaft, sondern auf einem moralischen Imperativ: Wer CO₂ produziert, sündigt. Wer kompensiert, wird erlöst. Diese Logik ähnelt frappierend der mittelalterlichen Vorstellung vom Seelenheil durch Zahlungen an die Kirche. Der Unterschied: Heute zahlt man nicht für das Seelenheil im Jenseits, sondern für die planetare Rettung im Diesseits. Besonders deutlich zeigt sich diese Verlagerung am Konzept des „CO₂-Fußabdrucks“. Was vielen als Werkzeug für individuelles Klimabewusstsein gilt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als PR-Kampagne des Ölkonzerns BP (British Petroleum). Bereits 2004 lancierte BP die Idee des persönlichen CO₂-Fußabdrucks – nicht etwa aus ökologischer Einsicht, sondern aus strategischem Kalkül: Die Verantwortung sollte vom Konzern auf den Einzelnen übertragen werden. Wer an seinem Konsum zweifelt, fragt nicht mehr nach den Produktionsverhältnissen.
Das Prinzip ist simpel: Schuld internalisieren, Systemkritik vermeiden. Aus einem politischen Problem – der Struktur fossiler Wirtschaft – wird ein moralisches Problem – dein Verhalten, dein Fleisch, dein SUV. Der Effekt: Ablenkung von echten Machtverhältnissen. Der Bürger wird zum Täter seiner selbst erklärt. Begünstigt wird diese Strategie durch einen globalen Kompensationsmarkt, der längst zum profitablen Geschäftsmodell geworden ist. Unternehmen, die sich „klimaneutral“ nennen, tun dies selten durch reale Emissionsvermeidung – sondern durch den Einkauf von CO₂-Zertifikaten, etwa für vermeintliche Aufforstungsprojekte im globalen Süden. Zahlreiche Recherchen – darunter die des Guardian oder von Correctiv – zeigen: Viele dieser Zertifikate sind wertlos, da sie Projekte finanzieren, die ohnehin stattgefunden hätten. Der Ablass ist gekauft, die Emission bleibt.
Hinzu kommt: CO₂ ist ein Stoff des Lebens. Jede Pflanze wächst durch Fotosynthese, jeder Mensch atmet es aus. Ihn zum Feind zu erklären, mag für das politische Framing nützlich sein – wissenschaftlich ist es eine grobe Verkürzung. Die Reduktion auf CO₂ als alleiniges Übel ist ebenso irreführend wie gefährlich. Sie erlaubt es, komplexe ökologische Fragen auf eine einfache Formel zu bringen – und damit zu steuern.
In dieser Reduktion steckt eine subtile Form der Kontrolle. Denn wenn CO₂ das Maß aller Dinge ist, kann jede Handlung – jede Reise, jeder Konsum, jeder Gedanke an Wachstum – als verdächtig gelten. Die geplanten persönlichen Emissionskonten der EU, die ab 2027 in Kraft treten sollen, sind dabei keine dystopische Fiktion, sondern beschlossene Realität. Was heute noch ein Zertifikat ist, wird morgen ein Kontingent. Und was heute moralisch appelliert, kann morgen gesetzlich beschränkt werden.
Der neue Ablasshandel funktioniert nicht durch Gewalt, sondern durch Narrative. Er appelliert an Schuld, Verantwortung und Rettung – und ist damit zutiefst religiös. Die Klimabewegung übernimmt Funktionen, die früher der Kirche vorbehalten waren: Sünde benennen, Umkehr fordern, Vergebung versprechen. Der Papst heißt heute „Wissenschaft“, die Dogmen kommen von der IPCC-Kanzel, und wer nicht glaubt, ist ein Ketzer. Dabei wäre eine rationale Klimapolitik dringend geboten. Doch sie scheitert am System. Denn dort, wo CO₂ zur universellen Schuld erklärt wird, ist keine sachliche Diskussion mehr möglich. Es geht nicht mehr um Fragen wie: Welche Energiequellen sind sinnvoll? Was ist sozialverträglich? Wie kann man Umwelt und Freiheit gemeinsam denken? Sondern nur noch um politisch-ideologische Bekenntnisse. Das Ergebnis: Ein Klima der Angst – vor der Zukunft, vor der Schuld, vor der Abweichung. Und ein System, das genau davon profitiert.
Demokratie am Ende, Autokratie auf dem Vormarsch
Alles deutet darauf hin, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik schrittweise von einer technokratischen Autokratie überlagert wird. Doch dieser Prozess vollzieht sich nicht durch einen Staatsstreich, keine Diktatur im klassischen Sinn – sondern schleichend, fast unsichtbar: durch Narrative, durch künstlich verlängerte Ausnahmezustände, durch strategisch eingesetzte Angst. Demokratie wird nicht mehr von außen angegriffen, sondern von innen ausgehöhlt.
Politikwissenschaftlich beschreibt der britische Soziologe Colin Crouch diesen Zustand als Postdemokratie: Die demokratischen Institutionen bestehen formal weiter, Wahlen finden statt, Parlamente tagen – doch die wesentlichen Entscheidungen werden längst in nicht gewählten Gremien, supranationalen Institutionen oder zwischenstaatlichen Verträgen getroffen. Der Bürger wird zum Zuschauer eines politischen Theaters, das Alternativen nur noch simuliert. Crouch konstatiert:
„Der eigentliche politische Betrieb wird von kleinen Eliten kontrolliert, während der große Rest der Bevölkerung in die Passivität gedrängt wird.“
– Colin Crouch, Postdemokratie (Suhrkamp, 2008)
George Orwell hat diesen Mechanismus bereits im Jahr 1949 in seinem Buch 1984 beschrieben – in einer Dystopie, die längst als Mahnung verstanden wurde, aber heute zunehmend als Beschreibung der Gegenwart gelesen werden kann. Seine zentralen Motive – Sprachkontrolle (Neusprech), Gedankenkontrolle (Gedankenverbrechen), permanente Überwachung (Telescreen) und die Gleichsetzung von Wahrheit und politischem Willen (Wahrheitsministerium) – haben eine beunruhigende Entsprechung in der heutigen Realität gefunden. Der „Lockdown im Kopf“, den viele seit Corona spüren, erinnert frappierend an Orwells Konzept der „doppelten Buchführung“ des Denkens (doublethink): die Fähigkeit, zwei einander widersprechende Überzeugungen gleichzeitig für wahr zu halten – etwa Freiheit durch Einschränkung oder Schutz durch Kontrolle. Orwell schrieb:
„Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass zwei und zwei vier ist. Wenn das gewährt ist, folgt alles Weitere.“
– George Orwell, 1984
Auch Animal Farm, Orwells Allegorie auf den totalitären Verrat revolutionärer Ideale, zeigt, wie Machtstrukturen sich verändern und dabei die Sprache als Werkzeug der Täuschung nutzen: Aus „Alle Tiere sind gleich“ wird „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher“. Genau dies beobachten wir heute im politischen Diskurs: eine Verschiebung von Prinzipien zu Opportunismus, von Regeln zu Ausnahmen, von Freiheit zu Kontrolle – immer verkauft als Fortschritt.
Der Publizist Michael Meyen warnt in seinem Buch Die Propaganda-Matrix, dass Medien und politische Akteure zunehmend in symbiotischen Verhältnissen agieren, um Meinungen zu formen, statt Debatten zu führen:
„Wer heute gegen den Strom schwimmt, wird nicht mehr gehört, sondern aussortiert.“
– Michael Meyen, Die Propaganda-Matrix (Rubikon, 2021)
Auch der Philosoph Byung-Chul Han spricht in diesem Zusammenhang vom Transparenzregime, das unter dem Vorwand von Offenheit eine subtile Selbstkontrolle erzeugt – eine moderne Form der „inneren Zensur“:
„Die Gesellschaft der Kontrolle ist smart geworden – sie funktioniert durch Selbstauslieferung.“
– Byung-Chul Han, Transparenzgesellschaft (Matthes & Seitz, 2012)
Deutschland steuert auf eine verwaltete Gesellschaft ohne demokratischen Kern zu – ein System, in dem Legitimität durch Verwaltung ersetzt wird, Partizipation durch Zustimmung und Freiheit durch Sicherheit. Der Preis ist hoch: politische Apathie, soziale Spaltung, sinkendes Vertrauen in Institutionen – und ein Verlust der Debattenkultur, der das Fundament jeder offenen Gesellschaft untergräbt. Wenn dieser Entwicklung nicht Einhalt geboten wird, bleibt vom demokratischen Ideal bald nur noch die Fassade. Dann stirbt die Freiheit nicht unter Lärm und Protest – sondern leise, durch Gewöhnung. Orwell hat es vorhergesehen – nicht als Prophet, sondern als warnender Chronist unserer Möglichkeiten.
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Von : Stephan